Gemeinschaftslösung: Das Forschungssegment von HISinOne

In der deutschen Systemlandschaft gibt es seit 2019 eine neue Lösung für das Management von Forschungsinformationen – das Forschungssegment von HISinOne. Zielgruppe für den Einsatz dieses Produkts sind Hochschulen.

Der Anbieter des Produkts, die Hochschul-Informations-System eG (HIS), ist ein genossenschaftlich organisiertes Softwareunternehmen der Hochschulen und entwickelt Produkte für seine Mitglieder (derzeit rund 200 Hochschulen aus Deutschland). Zu den Vorgängern des Produkts gehört u.a. HIS-LSF (Lehre – Studium – Forschung), mit dem einige Hochschulen bereits Forschungsinformationen verwalten.

Mit HISinOne hat die HIS eG eine komplette Neuauflage des HIS-Campusmanagement in Angriff genommen. Nach dem “Kernsegment” (Personal, Finanzen, Business Intelligence) und dem „Campus-Segment“ (Studierendenverwaltung) wurde nun ein Forschungssegment entwickelt. Mit der Entscheidung für diese Erweiterung reagierte die Genossenschaft auf den steigenden Bedarf ihrer Mitglieder nach Informationssystemen für die Forschungsberichterstattung. 2017 wurde ein Entwicklungsteam und ein Projektbeirat gegründet, in dem auch Sachverständige aus der DINI-AG Forschungsinformationssysteme mitwirkten. In dieser Funktion berichten wir hier über die neue Lösung.

Als Anwendungsfall für die erste Ausbaustufe des neuen Produkts wurde der Kerndatensatz Forschung (KDSF) genutzt. Seit dem Release 2018.12 von HISinOne können grundsätzlich alle Elemente des Kerndatensatz erfasst und verwaltet werden, also Publikationen, Projekte, Patente, Ausgründungen, Beschäftigungsverhältnisse, Nachwuchsförderung sowie Forschungsinfrastrukturen. Die Datenausgabe erfolgt auf Basis des zugehörigen technischen Datenmodells im XML-Format. Die Verknüpfungen zwischen den Objekten, eine Voraussetzung für volle Kompatibilität mit dem KDSF, sind allerdings noch nicht vollständig umgesetzt.

Ziel der zweiten Ausbaustufe ist in 2019/2020 ein sog. “Forschungsmanagementsystem” mit Funktionalitäten wie Validierungsworkflows, Drittmittelanzeige, Antragsmanagement und der Erstellung von Statistiken und Berichten. Für das Publikationsmanagement sind Schnittstellen zu gängigen Quellen vorgesehen (Volltextrepositorien, Scopus, Web of Science, ORCID). Das Datenmodell wird mit Forschungspreisen und Auszeichnungen um Elemente aus dem Weiterentwicklungsbereich des KDSF erweitert. Hier greift die HIS aktuelle Bedarfe der Hochschulen auf, die Entsprechendes teilweise bereits berichten sollen. Auch die Erfassung von Forschungsdaten(sätzen) wurde diskutiert. Hier ist zunächst eine Erfassung publizierter Datensätze vorgesehen (gemäß KDSF als eigener Publikationstyp). Für nicht publizierte Datensätze soll ggf. die Möglichkeit einer Verlinkung zu entsprechenden Ablageorten geschaffen werden. Ob und wie “Forschungsdaten” perspektivisch als eigener Objekttyp geführt wird, richtet sich nach den weiteren Entwicklungen im Feld.

Mit der zweiten Ausbaustufe hat sich die HIS viel vorgenommen. Allerdings können technische Komponenten aus anderen HIS-Produkten für die Belange des Forschungsmanagements adaptiert werden, was die Entwicklungszeit reduziert. Zu Volltext- oder OA-Repositorien soll keine Konkurrenz aufgebaut werden: Das “HIS-RES-FMS” (für Forschungsmanagementsystem) ist primär auf die Belange der Forschungsberichterstattung zugeschnitten, vorhandene Repositorien können angeschlossen werden. Insbesondere die Business Intelligence Lösung (Berichtsfunktion) erscheint vielversprechend.

Für wen ist das Produkt nutzbar?

Mit dem HISinONE Forschungssegment steht eine lang erwartete wissenschaftsinterne Lösung zur Verfügung, die gemeinschaftlich getragen ist und entsprechend nachhaltig organisiert werden kann. Das Produkt wird allerdings nur an Mitgliedshochschulen der HIS ausgeliefert – für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ist es also absehbar keine Alternative. Für die Hochschulen ist es eine recht niedrigschwellige Einstiegsmöglichkeit, vor allem wenn sie HISinONE bereits verwenden. Mit kommerziellen Produkten wie Pure und Converis (oder auch der ein oder anderen ausgereiften Eigenentwicklung) kann das Forschungssegment derzeit noch nicht ganz konkurrieren. Die geplanten Funktionalitäten wie auch die moderne Benutzeroberfläche sind allerdings vielversprechend. Die für 2019 geplante Erweiterung von HISinOne um ein Produkt zum Doktorandenmanagement steigert die Attraktivität dieser Lösung noch einmal. Es ist wahrscheinlich, dass dieses Forschungsinformationssystem mittelfristig unter den rund 200 Mitgliedshochschulen der HIS gute Verbreitung finden wird. Stand September 2019 sind dem Vernehmen nach sechs Einführungsprojekte gestartet. Im Rahmen von CRIS.NRW sollen zudem drei Pilothochschulen Einführungsprojekte durchführen. Wir sind gespannt auf die ersten Anwenderberichte und laden die Kolleginnen und Kollegen herzlich ein, im Rahmen der DINI AG FIS ihre Erfahrungen zu teilen.

Zu den Autoren: Barbara Ebert und Sophie Biesenbender haben das Projekt von 2017-2019 als Mitglieder des Beirats verfolgt.

Zitiervorschlag

Ebert, Barbara, and Sophie Biesenbender. „Gemeinschaftslösung: Das Forschungssegment Von HISinOne.” Blog der DINI AGs FIS & EPUB, 2019. https://doi.org/10.57689/DINI-BLOG.20191021.


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3 Kommentare:

  1. Ein echter Anwenderbericht scheint das noch nicht zu sein, oder doch? Eine wichtige Information ist, ob und wo das System bzw. Modul im Einsatz ist. Möglicherweise ist das bisher noch an keinem Standort der Fall. Daher möchte ich darum bitten den Blog-Beitrag zu aktualisieren oder mit einem Folgebeitrag zu ergänzen, sobald das Modul im praktischen Einsatz ist.

    1. Hallo Herr Farrenkopf, in der Tat ist das kein Anwenderbericht, aber es gibt Einführungsprojekte. Ich hab den Text ein wenig angepasst und auch unsere Rolle als Autorinnen deutlicher gemacht. Wir hoffen bald auch erste Einblicke aus den Projekten zu bekommen!

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