Noch Repositorium oder schon Bibliografie – ist mein Dienst DINI-zertifizierbar?

Ihr Repositorium ist nach DINI-Kriterien aufgesetzt oder entsprechend angepasst; es wäre schön, wenn das Engagement zusätzlich mit einem Zertifikat belohnt werden könnte.

Eine Vielzahl heute betriebener Repositorien sind heterogen, sie enthalten neben frei zugänglichen Volltexten z. B. Forschungsdaten, bibliografische Daten ohne Dokumente oder wurden um weitere forschungsnahe Services erweitert. Kann ein solches Repositorium überhaupt ein DINI-Zertifikat 2022 erhalten?

Diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten. Wichtige Hinweise gibt das Glossar im DINI-Zertifikat für Open-Access-Publikationsdienste 2022 selbst.

? Was ist eigentlich Gegenstand einer DINI-Zertifizierung?

? Zertifizierbar sind Open-Access-Publikationsdienste.

[su_quote]Gegenstand der Zertifizierung sind Open-Access-Publikationsdienste. Sie sind als umfassende Dienstleistung zur Veröffentlichung und nachhaltigen Online-Bereitstellung sowie zur Verbreitung wissenschaftlicher Publikationen in elektronischer Form zu verstehen (..) Im Fokus der Zertifizierung stehen folgende Dienste, die nachfolgend genauer spezifiziert werden: Institutionelle Open-Access-Repositorien Institutionsübergreifende Repositorien Fachbezogene Open-Access-Repositorien Open-Access-Zeitschriften (Glossar)[/su_quote]

? Was wird nicht zertifiziert?

[su_quote]Folgende Dienste sind dagegen nicht primär Gegenstand der Zertifizierung auf der Basis des DINI-Zertifikats in seiner aktuellen Fassung:

  • Digitale Sammlungen
  • Forschungsdatenrepositorien
  • Forschungsinformationssysteme (CRIS)
  • Hochschulbibliografien (Glossar)[/su_quote]

Worum handelt es sich also bei Ihrem Dienst? Berücksichtigen Sie bei Ihrer Selbsteinschätzung insbesondere die folgenden Aussagen:

? Handelt es sich bei meinem Dienst um ein Open-Access-Repositorium im Sinne des DINI-Kriterienkatalogs?

[su_quote]Repositorium
Ein institutionelles Repositorium beinhaltet überwiegend Open-Access-Volltexte einer wissenschaftlichen Einrichtung. Es kann jegliche Art wissenschaftlicher Publikationen von Angehörigen dieser Institution (insbesondere Qualifikationsarbeiten wie Habilitationen, Dissertationen, Diplom-, Bachelor-, Master- und Magisterarbeiten) sowie weitere Ergebnisse (wie Berichte, Zweitveröffentlichungen etc.) und weitere Materialien beinhalten. (Glossar)[/su_quote]

Die Definitionen für institutionenübergreifende und fachliche Repositorien lauten entsprechend.

? Enthält mein Repositorium also hauptsächlich Open-Access-Dokumente?

? Gemäß Mindestkriterium 2.8 muss der überwiegende Teil der angebotenen Dokumente im Sinne von Open Access bereitgestellt werden. Reine Metadatensätze sind keine Publikationen im Sinn des DINI-Zertifikats:

[su_quote]Dokument
Als Dokument im Sinne des Zertifikats wird die kleinste logische Einheit gefasst, die mittels Open-Access-Publikationsdiensten veröffentlicht und bereitgestellt wird. In der Regel handelt es sich um eine zusammenhängende wissenschaftliche, textzentrierte Abhandlung mit als solchen gekennzeichneten Urheber*innen. Hier verwendete Synonyme sind elektronisches Dokument, Publikation, Veröffentlichung, Werk, Arbeit. Der Begriff soll umfassend verstanden werden und kann insbesondere für Dienste, die sich der Bereitstellung anderer digitaler Artefakte widmen (z. B. Daten oder Bilder), auch durch den Begriff Objekt ersetzt werden. (Glossar)[/su_quote]

? Auf meinem Repositorium werden überwiegend bibliografische (Open-Access-)Einträge verzeichnet. Es gibt aber auch Open-Access-Dokumente. Handelt es sich bei dem Dienst nun um ein Repositorium oder eine Bibliografie im Sinne des DINI-Zertifikats?

[su_quote]Eine Hochschulbibliografie hat den Anspruch, den gesamten Publikations-Output (sowohl Open-Access-Volltexte als auch Metadatensätze ohne Volltexte) einer Institution darzustellen. Mitunter wird auch das institutionelle Repositorium als Nachweissystem für die Hochschulbibliografie genutzt; hierbei ist der Anteil der Volltexte bisher in der Regel gering. (Glossar)[/su_quote]

Ein im Sinne des DINI-Zertifikats zertifizierungsfähiges Repositorium beinhaltet überwiegend Open-Access-Volltexte. Ist dies nicht der Fall und trifft die obige Definition zu, handelt es sich um eine Hochschulbibliografie.
Eine Hochschulbibliografie ist kein Open-Access-Publikationsdienst im Sinne des DINI-Zertifikats. Dies gilt auch, wenn die vorhandenen Einträge zum überwiegenden Teil auf Open-Access-Dokumente verweisen, die an anderer Stelle veröffentlicht und/oder archiviert wurden.

? Bei meinem Dienst handelt es sich um ein Open-Access-Repositorium. Es enthält zum überwiegenden Teil Open-Access-Volltexte. Was nun?

Sofern es sich bei Ihrem Dienst um ein OA-Repositorium handelt, ist es gemäß dem Kriterienkatalog verpflichtend, Open-Access-Publikationen transparent darzustellen. Dies kann lediglich entfallen, wenn das Repositorium ausschließlich OA-Publikationen enthält. Es gilt das Mindestkriterium M1.4:

[su_quote]Auf der Weboberfläche werden Open-Access-Publikationen transparent dargestellt. Eine Eingrenzung der Suche nach Open-Access-Publikationen (beispielsweise durch Checkboxen oder Facetten) ist möglich. Darüber hinaus werden Open-Access-Publikationen in Browsing- und Trefferlisten grafisch kenntlich gemacht, z. B. durch die Verwendung eines Logos. Enthält der Publikationsdienst ausschließlich Open-Access-Publikationen, ist diese grundsätzliche Eigenschaft auf der Weboberfläche deutlich zu machen. Eine entsprechende Kennzeichnung der einzelnen Publikationen als Open-Access-Inhalte kann dann entfallen.(Kriterienkatalog)[/su_quote]

Zusammengefasst:

  • Prüfen Sie das Verhältnis von Open-Access-Dokumenten und reinen Metadatensätzen.
  • Handelt es sich bei Ihrem Dienst um eine Hochschulbibliografie oder ein OA-Repositorium gemäß DINI-Kriterienkatalog?
  • Haben Sie die Open-Access-Publikationen, die Ihr Repositorium zu einem überwiegenden Teil enthält, kenntlich gemacht?

Wenn alles zutrifft, freuen wir uns auf Ihre Einreichung. Bitte melden Sie sich bei der DINI-Geschäftsstelle (gs@dini.de), um Ihr Interesse an einer Zertifizierung anzukündigen. Sie erhalten im Anschluss Zugangsdaten für das Fragebogenformular und können mit der Beantwortung der Fragen beginnen. Der Fragebogen ist speicherbar und kann zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt wieder aufgerufen werden.

Wenn Sie nach wie vor nicht sicher sind, ob Ihr Publikationsdienst zertifizierbar ist, wenden Sie sich an die Sprecher:innen der die-AG Elektronisches Publizieren (epub-sprecher@dini.de).

Auch wenn sich ggf. Ihr Dienst nach dieser Einschätzung zum gegenwärtigen Zeitpunkt als nicht für die Zertifizierung geeignet herausstellen sollte, so ist eine Orientierung am Kriterienkatalog in jedem Fall von Vorteil. Ihr Dienst, Ihre Nutzenden und Ihre Einrichtung profizieren in jedem Fall von einem strukturierte, an Standards orientierten Dienst.

Übrigens: Nach dem Zertifikat ist vor dem Zertifikat ? die DINI-AG Elektronisches Publizieren wird sich im Rahmen der Vorbereitung auf das Zertifikat 2025 intensiv mit der Frage heterogener Publikationsdienste beschäftigen.

Zitiervorschlag

Meinecke, Isabella. „Noch Repositorium oder schon Bibliografie – ist mein Dienst DINI-zertifizierbar?“ Blog der DINI AGs FIS & EPUB, 2023. https://doi.org/10.57689/dini-blog.20230320


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