In der sich stetig wandelnden Welt der Wissenschaftskommunikation spielen Initiativen wie die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) eine Schlüsselrolle. DINI hat dabei insbesondere durch die Produkte und Aktivitäten ihrer Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren an Sichtbarkeit und Wirksamkeit gewonnen. Die Arbeitsgruppe hat maßgeblich zur Förderung und Verbreitung von Open Access in Deutschland beigetragen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Entstehung und Erfolge der AG Elektronisches Publizieren und beleuchten die Bedeutung von Open Access.
Die Entstehung von DINI
Die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) wurde im Jahr 1999 zunächst als GbR und dann im März 2002 als eingetragener Verein gegründet. Ziel von DINI ist es, die Entwicklung interoperabler, offener und vertrauenswürdiger Informationsinfrastrukturen und -dienste an Forschungseinrichtungen zu fördern. Als Netzwerk und Plattform für den Austausch von Ideen und Best Practices ist DINI etabliert. Darüber hinaus fördert die Initiative Projekte, die die wissenschaftliche Kommunikation und die Verfügbarkeit von Forschungsinformationen verbessern. Die Arbeit von DINI ist vorwiegend in Arbeitsgruppen (AG) organisiert. Die AGs geben Impulse zu wichtigen Themen wie z. B. Forschungsinformationen, Interoperabilität von Metadaten, Lernräume, Videokommunikationstechnologien oder künstliche Intelligenz.
Die Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren
Einen wesentlichen Beitrag zur Bedeutung von DINI leistet die Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren (AG E-Pub), die seit der Gründung von DINI aktiv ist. Diese AG konzentriert sich auf die Entwicklung und Förderung von Standards und Best Practices für das elektronische Publizieren. Dabei steht besonders das Konzept des Open Access im Vordergrund, das den freien und uneingeschränkten Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen ermöglicht.
Förderung von Open Access
Die AG E-Pub hat durch zahlreiche Workshops, Publikationen und Netzwerktreffen sowie dem ständigen Austausch mit der Community dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedeutung von Open Access zu schärfen. Dank des Engagements ihrer Mitglieder haben viele deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen Open-Access-Richtlinien implementiert und eigene Repositorien gemäß der Kriterien des DINI-Zertifikats aufgebaut.
DINI-Zertifikat für Open-Access-Publikationsdienste
Das DINI-Zertifikat wurde 2004 ins Leben gerufen und wird seither im Dreijahresrhythmus an aktuelle Entwicklungen angepasst. Es basiert auf einem detaillierten Kriterienkatalog, der internationale Standards (z.B. von COAR, OpenAIRE) einbezieht. Die Kriterien spiegeln den jeweils aktuellen Stand der technischen, organisatorischen, rechtlichen und redaktionellen Anforderungen an eine offene Publikationsinfrastruktur wider. Für Einrichtungen mit zertifizierten Diensten bietet das DINI-Zertifikat somit die Quasi-Garantie, dass ihre Open-Access-Dienste einen wesentlichen Aspekt von Open Science unterstützen. Für Einrichtungen, deren Repositorien nicht alle Kriterien des Zertifikats erfüllen können, bietet es eine Orientierungshilfe für die Implementierung eines modernen Dienstes.
“Across the DINIverse”
Das DINI-Zertifikat wird grundsätzlich an einzelne Open-Access-Publikationsdienste vergeben. Doch auch Hosting-Dienste bieten technische Komponenten für eine Reihe von Repositorien und Zeitschriften an. Sie können sich ebenfalls so zertifizieren lassen, dass alle von ihnen betriebenen Dienste übergreifend bestimmte technische Mindestanforderungen des DINI-Zertifikats erfüllen. Dieser Status wird als DINI-ready bezeichnet. Weitere Werkzeuge und Maßnahmen wie ein in 2024 komplett überarbeiteter OAI-Validator, eine umfassende Liste von etwa 540 Open-Access-Publikationsdiensten, die in Zusammenarbeit mit BASE – Bielefeld Academic Search Engine entwickelt wurde, und ein spezielles Vokabular zur Einhaltung internationaler Vokabulare und Standards für Forschungsinformationen in Bezug auf Publikations- und Dokumenttypen schaffen ein „DINIverse“, das im Zusammenspiel seiner Tools Mehrwerte für Open-Access-Publikationsdienste schafft.
Kooperationen und Netzwerke
Die AG E-Pub hat zahlreiche Kooperationen und Netzwerke national als auch international initiiert und gepflegt. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Initiativen und Projekten, wie beispielsweise dem Open Access Network und internationalen Organisationen wie der Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition (SPARC und SPARC Europe), konnte die AG ihre Ziele und Visionen auf breiter Basis vorantreiben.
Die Bedeutung von Open Access
Open Access hat die wissenschaftliche Kommunikation revolutioniert. Es ermöglicht den freien Zugang zu Forschungsergebnissen und fördert somit den Wissensaustausch und die wissenschaftliche Zusammenarbeit. Forschende können ohne finanzielle Barrieren auf relevante Literatur zugreifen, was insbesondere im globalen Süden von großer Bedeutung ist. Zudem erhöht Open Access die Sichtbarkeit und Zitation wissenschaftlicher Arbeiten, was den wissenschaftlichen Fortschritt weiter beschleunigt.
Nächste Schritte
Die AG E-Pub entwickelt ihre Leistungen entlang neuer Anforderungen kontinuierlich weiter. Zurzeit beschäftigt sie sich mit der Tatsache, dass Repositorien heterogener werden und zunehmend nicht nur Volltexte, sondern auch andere Dokumenttypen (wie z. B. Forschungsdaten, OER, …) enthalten. Die AG widmet sich der Frage, wie eine Zertifizierung für solche “Mischrepositorien”, die nicht mehr vollständig Open Access sind und sein wollen, aussehen kann.
Darüber hinaus treibt die AG die Internationalisierung des Zertifikats voran, die mit der Öffnung für österreichische Repositorien in der 2022er-Version begonnen wurde. Eine Internationalisierung des Kriterienkatalogs ist zudem mit Blick auf Open-Access-Zeitschriften geboten, die sich seit 2013 um ein Zertifikat bewerben können. Insbesondere auf europäischer Ebene werden zurzeit Standards für das Diamond-Open-Access-Publizieren definiert, die von der AG E-Pub für zukünftige Zertifikatsversionen berücksichtigt werden müssen.
Von Diamond OA und Scholar-led
Die aktuelle Situation mit Blick auf Open Access zeigt sich kurzfristig vielversprechend. Mittelfristig gilt es jedoch Herausforderungen zu meistern. Da ist zum einen die kommerzielle Open-Access-Transformation, die vornehmlich in Zusammenarbeit mit großen Verlagen vorangetrieben wird und Auswirkungen auf die zurzeit noch vielfältige wissenschaftliche Verlagslandschaft hat (“Bibliodiversität”). Zum anderen bringt die politische Unterstützung für wissenschaftsgeleitetes Diamond Open Access neue Herausforderungen für wissenschaftliche Institutionen und Organisationen mit sich. Sie sind gefordert, angemessene institutionelle Publikationsdienste bereitzustellen. Hier bieten sich neue Aufgaben für die Epert:innen der DINI-AG E-Pub, die Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens community-basiert weiterzuentwickeln.
Fazit
Die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation und ihre Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren haben bedeutende Fortschritte im Bereich des elektronischen Publizierens und Open Access erzielt. Ihre Arbeit hat dazu beigetragen, den freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen zu fördern und die wissenschaftliche Kommunikation zu verbessern. Während noch Herausforderungen bestehen, zeigt der Trend eindeutig in Richtung einer offenen und zugänglichen Wissenschaft, die durch die kontinuierlichen Bemühungen von Initiativen wie DINI und der AG E-Pub weiter gestärkt wird. Gleichzeitig zeigen die Entwicklungen von Open Access und des DINI-Zertifikats, dass DINI als rein deutscher Verein sich in den kommenden Jahren international öffnen muss, um weiterhin relevant zu bleiben.
Autor:innen
Isabella Meinecke
seit 2012 Mitglied der DINI-AG Elektronisches Publizieren, seit 2019 (Co-)Sprecherin der AG Elektronisches Publizieren, Leitung der Abt. Publikationsdienste der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
Frank Scholze
von 2005 bis 2019 (Co-)Sprecher der AG Elektronisches Publizieren, seit 2020 Generaldirektor der Deutschen Nationalbibliothek
Thomas Severiens
seit 2003 Mitglied der DINI-AG Elektronisches Publizieren, Entwickler des DINI-Zertifikats und seit 2019 (Co-)Sprecher der AG, Dipl.-Phys. und Projekt-Entwickler
Zitiervorschlag
Meinecke, Isabella; Frank Scholze & Thomas Serveriens. „Die AG Elektronisches Publizieren der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation: Rückblick und Ausblick“ Deutsche Initiative für Netzwerkinformation, 2024. https://doi.org/10.57689/DINI-BLOG.20241021.
Dieser Beitrag – ausgenommen Zitate und anderweitig gekennzeichnete Teile – ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0).