Von der Barcelona Declaration on Open Research Information zur Paris Conference on Open Research Information

Die Barcelona Declaration on Open Research Information

Im April 2024 wurde die Barcelona Declaration on Open Research Information veröffentlicht, in der erklärt wird, was offene Forschungsinformationen sind und darauf aufbauend vier Selbstverpflichtungen der Unterzeichnenden aufgestellt und erläutert werden.

Zuerst einmal: Was sind offene Forschungsinformationen? Generell beschreibt man mit dem Begriff Forschungsinformationen Metadaten, mit denen man Akteure, Prozesse und Output von Forschung beschreibt. Also zum Beispiel die Metadaten von Forschenden, Forschungseinrichtungen und Förderern, von Projekten und Konferenzen, von Zeitschriftenartikeln, wissenschaftlichen Büchern, Forschungssoftware und Forschungsdaten. Um als offen zu gelten, müssen diese Forschungsinformationen frei zugänglich sind und ohne Einschränkungen nachgenutzt werden dürfen.
Die Barcelona Declaration bietet die Gelegenheit, Forschungsinformationen wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Eigentlich ist unverständlich, warum sie in der Open Science keine zentrale Rolle spielen: Denn Forschungsinformationen schlüsseln alle Forschungsaktivitäten auf und vernetzen sie miteinander (idealerweise über persistente Identifier). Nur so ist ein systematischer Überblick und eine sinnvolle Zuordnung der Datensätze möglich. Das erste FAIR-Prinzip „Findable/Findbar“ wird durch offene Forschungsinformationen und entsprechende Systeme idealerweise gelöst.

Die vier Selbstverpflichtungen der Barcelona Declaration lauten: 

  1. Wir machen Offenheit zum Standard für die von uns verwendeten und produzierten Forschungsinformationen
  2. Wir werden mit Diensten und Systemen arbeiten, die offene Forschungsinformationen unterstützen und ermöglichen
  3. Wir werden die Nachhaltigkeit von Infrastrukturen für offene Forschungsinformationen unterstützen
  4. Wir werden kollektive Maßnahmen zur Beschleunigung des Übergangs zur Offenheit von Forschungsinformationen unterstützen

Aktuell wurde die Barcelona Declaration von 144 Einrichtungen aus 26 Ländern unterzeichnet. Unterschieden wird dabei zwischen 98 Signatories auf der einen Seite, dies sind Einrichtungen, die Forschung betreiben, finanzieren oder auswerten. Auf der anderen Seite sind die 46 Supporter, überwiegend Institutionen, die Forschungsinfrastruktur entwickeln oder betreiben. (Stand 2.Dezember 2024; vgl. https://barcelona-declaration.org/signatories/ )

Mit der Kündigung erster proprietärer Datenbanken wie Web of Science hat die Sorbonne die Ziele hochgesteckt.
Mit der Kündigung erster proprietärer Datenbanken wie Web of Science hat die Sorbonne die Ziele hochgesteckt.

Die Paris Conference on Open Research Information

Am 23. und 24. September haben nun etwa 140 Teilnehmende sich in einer hybriden Konferenz getroffen, um Wissen auszutauschen und eine konkrete Roadmap für den Weg hin zur Erfüllung der oben genannten Selbstverpflichtungen zu entwickeln – und die vierte Selbstverpflichtung schon ein bißchen einzulösen. Der erste Tag der Veranstaltung war von zahlreichen Vorträgen und diskussionsreichen Pausen geprägt. Am zweiten Tag wurde die praktische Arbeit aufgenommen und konkrete Maßnahmen zu verschiedenen Aspekten formuliert sowie gemeinsam priorisiert. Die diskutierten Themen bilden keine abschließende Liste von Aktionsfeldern, stellen aber den Kern der in Paris geführten Diskussion dar:

  • Metadaten für Zeitschriftenartikel
  • Metadaten für Forschungsoutput in institutionellen Repositorien
  • Preprint- und Datenrepositorien
  • Metadaten für Drittmittel/Förderungen
  • Ablösung proprietärer/geschlossener Systeme für Forschungsinformationen
  • Nachhaltigkeit von Infrastrukturen
  • Evaluierung offener Daten
  • Nachweis des Nutzens von offenen Forschungsinformationen
Leider fand gerade das Thema “Metadaten in CRIS” nicht ausreichendes Interesse, um in einer der Gruppen diskutiert und mit Vorschlägen zu konkreten Maßnahmen flankiert zu werden. Doch was nicht ist, kann ja noch werden…
Leider fand gerade das Thema “Metadaten in CRIS” nicht ausreichendes Interesse, um in einer der Gruppen diskutiert und mit Vorschlägen zu konkreten Maßnahmen flankiert zu werden. Doch was nicht ist, kann ja noch werden…

Weitere Details zu den Inhalten der Veranstaltung sind im auf Zenodo veröffentlichten ausführlichen Tagungsbericht festgehalten.

Von Barcelona über Paris nach Bologna

Allen Teilnehmenden ist klar, dass die Reise nun erst begonnen hat. Der Prozess der globalen Öffnung von Forschungsinformationen ist langwierig. Es sind noch viele Schritte zu gehen, und viele große Aufgaben stehen noch bevor. Seit der Konferenz werden Arbeitsgruppen zu den oben genannten Aktionsfeldern konzipiert, die 2025 die Arbeit aufnehmen werden. In diesen Arbeitsgruppen werden konkrete Maßnahmen in Angriff genommen. 

Aktuell ist der Prozess (noch) sehr dominiert von europäischen und nordamerikanischen Akteuren. Südamerika mit seiner starken Open-Science-Community war ebenfalls sicht- und hörbar vertreten, aber Akteure aus Afrika und Asien sind bisher nicht ausreichend eingebunden. Klar ist, dass es außerhalb von Europa andere Vorstellungen und Herausforderungen gibt, die für eine inklusive Metadaten-Allmende gemeinsam mit den dortigen Akteuren in Betracht gezogen, verstanden und gelöst werden müssen.

Auch in Deutschland sind noch viele Schritte zu gehen. Die Abhängigkeit vieler Forschungseinrichtungen von proprietären Datenquellen und Systemen ist nur schwer und nur langfristig zu überwinden. Die oben erwähnten Aktionspunkte sind ein guter, aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. 

Offener Blick über Paris vom Hochhaus der Sorbonne
Offener Blick über Paris vom Hochhaus der Sorbonne

Die Bewegung hin zu offenen Forschungsinformationen hat an Fahrt gewonnen. Die Barcelona Declaration und die Paris Conference markieren wichtige Meilensteine auf diesem Weg. Nun liegt es an der globalen wissenschaftlichen Gemeinschaft, diese Impulse aufzunehmen, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und die Grundlagen für eine offene, transparente und kollaborative Forschungslandschaft zu schaffen. Die nächste Station auf dieser Reise ist bereits geplant: In Bologna wird im kommenden Jahr die Diskussion fortgesetzt und vertieft.

Autoren

Christian Hauschke (https://orcid.org/0000-0003-2499-7741) arbeitet an und mit offenen Forschungsinformationen an der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek.

Philipp Steglich (https://orcid.org/0000-0001-9824-1133) ist Chief Information Officer (CIO) der Geschäftsstelle und initiierte u.a. das Projekt zur  „Stärkung von Forschungsinformationssystemen (CRIS) in den Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft“  

Zitiervorschlag

Hauschke, Christian und Philipp Steglich. „Von der Barcelona Declaration on Open Research Information zur Paris Conference on Open Research Information“ Deutsche Initiative für Netzwerkinformation, 2025. https://doi.org/10.57689/DINI-BLOG.20250106.


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