Überblick
Die Landesinitiative Hessische Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI) stellt ihre gemeinsam erarbeiteten „Kurationsempfehlungen für HeFDI-Repositorien” allen Interessierten zur Information und Nachnutzung zur Verfügung. Darin erläutern die Autorinnen und Autoren, welche Prüfschritte sie bei neu eingereichten Datensätzen für sinnvoll halten und wie die Kuration konkret durchgeführt wird. Die Kurationsempfehlungen sind nicht bindend, sondern stellen eine gemeinsame Grundlage dar, auf Basis derer die einzelnen HeFDI-Standorte ihre eigene Kurationspraxis ausgestalten können. Das Dokument enthält auch eine praktische Kurations-Checkliste.
Hintergrund
Die Kuration von Forschungsdaten spielt eine wesentliche Rolle bei der Sicherstellung von Datenqualität, -integrität und -zugänglichkeit. Durch sorgfältige Kuration wird gewährleistet, dass Datensätze den festgelegten Standards entsprechen und für die wissenschaftliche Gemeinschaft sowie andere Interessierte nutzbar sind.
Ob und in welchem Ausmaß kuratiert wird, variiert in der internationalen Repositorienlandschaft stark. Ein Beispiel für eine standardisierte und umfassende Kuration ist das amerikanische Data Curation Network mit ihrer CURATE(D)-Checkliste. Als gegensätzliches Beispiel findet sich Zenodo, das bewusst auf eine Kuration verzichtet. Teilweise fällt die Entscheidung für oder gegen eine Kuration im Hinblick auf das Profil oder die Prioritäten des Repositoriums, etwa wenn das Repositorium eine möglichst niedrigschwellige Veröffentlichungsoption darstellen soll oder wenn es ein so breites Spektrum an Publikationsformen akzeptiert, dass einheitliche Kurationskriterien nicht zielführend erscheinen. In anderen Fällen ergibt sich die Kurationspraxis aus den lokalen Rahmenbedingungen, beispielsweise den zur Verfügung stehenden Personalkapazitäten sowie deren fachlichem und praktischem Hintergrund.
Die Autorinnen und Autoren der Kurationsempfehlungen befürworten eine zumindest grundlegende Kuration – angepasst an die lokal vorhandenen Möglichkeiten und Besonderheiten – und möchten mit der vorliegenden Handreichung die Diskussion über und Einrichtung von repositoriumsspezifischen Kurationsworkflows erleichtern.
So ist das Dokument entstanden
Jeder hessischen Hochschule steht dank HeFDI ein Forschungsdatenrepositorium zur Verfügung. Die Nutzung dieser Forschungsdatenrepositorien zur Ablage von Datensätzen fällt im Moment noch sehr unterschiedlich aus. Gleichwohl hat sich ein regelmäßiger Austausch der direkt oder indirekt mit der Betreuung der Forschungsdatenrepositorien betrauten HeFDI-Mitglieder etabliert, in dem alle Beteiligten von der dort vertretenen Diversität profitieren. Diese äußert sich in unterschiedlichen Fachhintergründen, Repositoriums-Nutzungsgraden und institutionellen Rahmenbedingungen.
Während des regelmäßigen Austausches sind die Kurationsempfehlungen entstanden. In den Kurationsempfehlungen spiegelt sich dieselbe Diversität wider: Einige Hochschulen hatten zum Zeitpunkt der Erarbeitung des Dokuments bereits eigene mehr oder weniger verbindliche Kurationsrichtlinien formuliert, andere bewusst nicht. Bei einigen Hochschulen war das Repositorium noch sehr jung und daher weniger in der Praxis verankert. Die Hochschulen haben teilweise unterschiedliche Entscheidungen bezüglich der Struktur und Anbindung ihres Repositoriums getroffen (z. B. die Zusammenlegung von Text- und Datenrepositorium). Und den HeFDI-Mitgliedern selbst sind durch ihre eigenen Hintergründe in Studium und Arbeit verschiedene Kurationspraktiken bekannt. Es überrascht deshalb nicht, dass aus diesem Austausch keine starre Richtlinie entstanden ist, sondern eine flexible Orientierungshilfe. Und das ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren auch gut so: Forschungsdaten sind genauso divers wie die Forschenden, die Fachdisziplinen und die Institutionen und brauchen eine intelligente, flexible Kuration.
Fazit
Die Kurationsempfehlungen der hessischen Hochschulen bieten Repositoriumsmitarbeitenden eine solide Grundlage für die Erarbeitung eigener Kurationsworkflows. Sie wurden veröffentlicht, um auch über HeFDI hinaus weiteren Institutionen in diesem Sinne dienlich zu sein. Gleichzeitig ermöglichen sie Nutzenden der Forschungsdatenrepositorien einen „Blick hinter die Kulissen“ und können fachlich oder infrastrukturell ausgerichtete Diskussionen anstoßen.
Zu den Kurationsempfehlungen
Cordes, B., Pietsch, A., Dähne, J., Geissner, A., Jordan, S., Richter, T., & Trebels, B. (2024). Kurationsempfehlungen für HeFDI-Repositorien. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.14442045
Autor*innen
Birte Cordes ist Mitarbeiterin der Gruppe Forschungsnahe Dienstleistungen an der Universitätsbibliothek Kassel. Sie ist für das Forschungsdatenrepositorium DaKS zuständig und im Landesprojekt Hessische Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI) tätig.
Andre Pietsch ist Forschungsdatenreferent an der Universitätsbibliothek der Justus-Liebig-Universität Gießen. Er ist neben den lokalen Tätigkeiten an der JLU im Landesprojekt Hessische Forschungsdateninfrastrukturen (HeFDI) tätig.
Zitiervorschlag
Cordes, Birte und Andre Pietsch. „Kurationsempfehlungen der HeFDI-Repositorien“ Deutsche Initiative für Netzwerkinformation, 2025. https://doi.org/10.57689/DINI-BLOG.20250407.
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