Workshop-Bericht: Expertinnen- und Expertenworkshop des Projektes BERTI zur Diskussion des Kompetenzmodells der digital gestützten Forschungsberichterstattung

In der Abschlussphase des Forschungsprojektes BERTI fand am 16.9.2022 am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Berlin ein Workshop zur Diskussion des im Projekt entwickelten Kompetenzmodells der digital gestützten Forschungsberichterstattung statt. Eingeladen waren erfahrene Expertinnen und Experten im Forschungsinformationsmanagement: Sebastian Herwig (Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Ulrike Küsters (Fraunhofer Informationszentrum Raum und Bau), Christine Puschmann (Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung) und Sophie Biesenbender (Geschäftsstelle der Kommission für Forschungsinformationen in Deutschland am DZHW).

Neben einer Vorstellung von ausgewählten Projektergebnissen wurde in das Thema Kompetenzmodellierung eingeführt. Kompetenzmodelle befassen sich mit der Erhebung von Arbeitsaufgaben und Tätigkeitsschwerpunkten einer beruflichen Tätigkeit oder innerhalb einer Organisation, welche in der Zukunft immer wichtiger werden. Sie stellen keine reinen Beschreibungen dar, sondern sollen graphisch gestützte Argumentationshilfen für die Organisations- und Personalentwicklung bieten.

Im Projekt BERTI wurde basierend auf den erhobenen quantitativen und qualitativen Daten ein Kompetenzmodell entwickelt, welches sich aus verschiedenen beruflichen Rollen zusammensetzt, die zusammen die professionellen Kernkompetenzen des digital gestützten Forschungsinformationsmanagements abbilden. Die Rollenperspektive ist für ein heterogenes Aufgabenfeld, wie die Forschungsberichterstattung auch deshalb ideal, weil es von einer hohen Arbeitsteiligkeit und Überschneidung von Arbeitsbereichen gekennzeichnet ist. Die Rollen sind nicht mit einzelnen Personen gleichzusetzen, sondern vielmehr als Kondensat eines Tätigkeits- und Kompetenzprofils zu verstehen, welches mit bestimmten Zuständigkeiten und Erwartungen beispielsweise der Einrichtungsleitung aber auch externen Datennachfrager*innen verknüpft ist.

Das in BERTI entwickelte Kompetenzmodell besteht aus einer Grafik und einem Begleitdokument mit Erläuterungen zum Modell, dessen Entwicklung und der Beschreibung der einzelnen Rollen in Rollensteckbriefen. Das Kompetenzmodell wird in Form eines Auges dargestellt, welches im sprichwörtlichen Sinne einen genauen Blick auf die Forschungsaktivitäten einer Forschungseinrichtung erlaubt. Im Zusammenspiel der Rollen wird die volle „Sehstärke“ erreicht. So wie jede Iris eines Auges einzigartig ist, gibt es nicht „die eine“ Kombination von Rollen: Jede Forschungseinrichtung besitzt ein einrichtungsspezifisches Rollenprofil des Forschungsinformationsmanagements, das von unterschiedlichen Faktoren, wie Größe, Ausstattung, Berichtspflichten usw. abhängig ist.

Das vorgestellte Modell wurde intensiv diskutiert entlang von Fragen der inhaltlichen Vollständigkeit, Verständlichkeit sowie Darstellung und für welche Anwendungskontexte es sich verwenden lässt.

Graphic Recording by anjariese.com

Die teilnehmenden Expertinnen und Experten waren sich einig, dass sich das Aufgabenfeld der digital gestützten Forschungsberichterstattung mit dem Modell gut abbilden lässt und keine wesentliche Facette fehlt, das Auge weist also insgesamt eine „gute Sehkraft“ auf. Um diese in der Zukunft zu erhalten, bedarf es jedoch neuer Schwerpunktsetzungen in der Kompetenzentwicklung um dem Wandel durch Digitalisierung standzuhalten. Dazu zählen ausgeprägte Managementfähigkeiten der Beschäftigten, welche zur Umsetzung von Prozessen des Change Managements und der Organisationsentwicklung, aber auch der Governance von rechtlichen und inhaltlichen Aspekten der Forschungsberichterstattung, wie Informationsweitergabe und Definition von Datentypen, benötigt werden. Die Vermittlung zwischen Informationsbedürfnissen der Datennachfragenden innerhalb und außerhalb von Forschungseinrichtungen, die Deckung dieser Bedarfe durch passgenaue Auswahl von vorhandenen Daten und Indikatoren sowie die Weiterentwicklung des Datenbestands anhand von beobachteten Trends sind Tätigkeiten, die stärker als Beratungsleistung wahrgenommen werden müssen. In diesem Zuge wird Datenexpertise zusammen mit der dafür benötigten digitalen Infrastruktur weiter an Bedeutung gewinnen.

Auf der Darstellungsebene wurde unter anderem diskutiert, wie eine Visualisierung des „Baukastenprinzips“ weiter umgesetzt werden kann, mit um durch verschiedene Kombinationen der Rollen ein bestimmtes Profil des Forschungsinformationsmanagement abzubilden. Anregungen zur weiteren Überarbeitung des Modells sind willkommen, zum Beispiel direkt hier über die Kommentarfunktion.

Nach Ansicht der Expertinnen und Experten bietet das Modell schon jetzt einen sehr guten Ansatzpunkt um für die Zusammenstellung eines Teams die noch fehlenden Kompetenzen zu ermitteln und innerhalb der Einrichtung zu argumentieren, weshalb die Schaffung von Stellen im Forschungsinformationsmanagement eine rentable Investition darstellt. Das Modell ließe sich auch zum Einschätzen der „Fitness“ des bestehenden Personals für die Aufgaben der Forschungsberichterstattung einsetzen. Für die Personalentwicklung müssten Kompetenzen nochmals detaillierter aufgeschlüsselt werden und in einer anderen Form, zum Beispiel einer Art Mind-Map mit verschiedenen Ebenen, dargestellt werden. Weiterhin könnten Kompetenzniveaus von Grundlagen- bis hin zu Spezialwissen ausgewiesen werden.

Das Kompetenzmodell soll zum Projektende hin an die Community im Bereich der Forschungsberichterstattung übergeben werden. Aus Sicht der Expertinnen und Experten kommen hierfür verschiedene Initiativen, Organisationen und Verbände des Forschungsinformationsmanagements, der Bibliotheks- und Informationswissenschaften und des Wissenschaftsmanagements in Frage. Diese könnten das Modell auch in Zukunft weiterentwickeln.

Zitiervorschlag

Peterson, Sabrina. „Workshop-Bericht: Expertinnen- und Expertenworkshop des Projektes BERTI zur Diskussion des Kompetenzmodells der digital gestützten Forschungsberichterstattung“ Blog der DINI AGs FIS & EPUB, 2022. https://doi.org/10.57689/dini-blog.20221010


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