Publikationsinfrastruktur in Zahlen

Publikationsinfrastruktur in Zahlen: ein Blick auf die DINI-Liste für Publikationsdienste

Der folgende Blogbeitrag gibt einen Überblick der Publikationsdienste, die in Deutschland zur Verfügung stehen. Neben der geografischen Verteilung wird die genutzte Software in den Blick genommen. Dabei wird auch auf die Zertifizierung der Dienste durch das DINI-Zertifikat eingegangen.

Die DINI-Liste der Publikationsdienste

Die DINI-Liste der Publikationsdienste gibt es seit über 10 Jahren auf den Webseiten der DINI. Ursprünglich als Nachweis für Repositorien geschaffen, entwickelte sie sich zum zentralen Einstiegspunkt für vielfältige Informationen über Open-Access-Publikationsdienste. Die Liste wurde anfangs manuell im Content-Management-System von DINI erstellt und zeigte neben basalen Informationen auch erworbene DINI-Zertifikate eines Repositoriums an, sofern vorhanden. 2020 wurde die Liste inhaltlich wie technisch neu aufgestellt. Sie erhält seitdem dynamisch vielfältige Daten zu Publikationsdiensten von der Bielefeld Academic Search Engine (BASE). Das vereinfacht einerseits die Pflege und Aktualisierung der Liste, allerdings ist im Gegenzug die Korrektheit der Angaben davon abhängig, welche Daten die Publikationsdienste an BASE liefern und wie diese interpretiert werden. Angezeigt werden Publikationsdienste, ein mögliches DINI-Zertifikat, das Publikationsaufkommen und der Open-Access-Anteil sowie die verwendete Software. Nach all diesen Kriterien kann gefiltert werden. Zudem ist eine Auswahl nach dem Typ des Publikationsdienstes möglich; eine Sortierung nach Bundesland wird ebenfalls angeboten. Eine Detailseite zu den einzelnen Diensten stellt weitere Informationen, beispielsweise die OAI-PMH BaseURL, dar. Die Liste soll in folgenden Schritten erweitert werden, so dass auch Dienste aus Österreich und der Schweiz angezeigt werden können. Zudem soll eine Dokumentation über die gesammelten Angaben ergänzt werden.

Eigenschaften von Publikationsdiensten

Typologie

Die DINI-Liste der Publikationsdienste weist insgesamt 485  Publikationsdienste nach. Darunter sind 247 Repositorien — davon 217 auf Hochschulpublikationen, 17 auf Forschungsdaten, 12 auf Abschlussarbeiten und eins auf Open Educational Resources spezialisiert. Die Liste umfasst darüber hinaus 111 Zeitschriften, 43 Instanzen von Journal Hosts und 49 digitale Sammlungen.

Software

Für den Betrieb der 247 nachgewiesenen Repositorien wird eine Vielzahl verschiedener Softwarelösungen eingesetzt, insgesamt sind es 25. Dabei überwiegen Versionen von Opus (106), DSpace (38) und Eprints 3 (27). Zeitschriften und Journal Hostings basieren dagegen fast ausschließlich auf OJS (145).

Fokus: Publikationsdienste für Hochschulpublikationen

Im Folgenden wird die geografische Verteilung, das Publikationsaufkommen sowie der Open-Access-Anteil von Publikationsdiensten für Hochschulpublikationen – der größten Gruppe in der Liste – dargestellt.

Geografische Verteilung

Publikationsdienste, die sich auf Hochschulpublikationen spezialisieren, verteilen sich auf alle 16 Bundesländer (s. Abbildung 1).

Geografische Verteilung von Publikationsdiensten für Hochschulpublikationen
Abbildung 1: Geografische Verteilung von Publikationsdiensten für Hochschulpublikationen

Anzahl Dokumente & Open-Access-Anteil

Die meisten der Publikationsdienste mit Fokus auf Hochschulpublikationen sind eher klein – der Median der Anzahl publizierter Dokumente liegt bei 3173 (s. Abbildung 2 A). Einige Publikationsdienste sind dagegen sehr groß, zum Teil mit über 100.000 Publikationen.
Der Open-Access-Anteil der Publikationen in diesen Repositorien ist sehr hoch. Wie Abbildung 2 B zeigt, liegt der Median des Open-Access-Anteils bei 84.9 %.

Verteilung der Anzahl von Dokumenten (A) und der Open-Access-Anteil (B) in Publikationsdiensten für Hochschulpublikationen
Abbildung 2: Verteilung der Anzahl von Dokumenten (A) und der Open-Access-Anteil (B) in Publikationsdiensten für Hochschulpublikationen

DINI-Zertifikat

“Das DINI-Zertifikat ist das wesentliche Instrument zur Standardisierung für Open-Access-Publikationsdienste und damit ein De-facto-Standard. Es wurde von der DINI-Arbeitsgruppe Elektronisches Publizieren (DINI-AG E-Pub) entwickelt und wird seit 2004 alle drei Jahre aktualisiert. Das Zertifikat ebnet den Weg für eine offene Wissenschaftskommunikation, da es die freie Bereitstellung wissenschaftlicher Materialien als wesentlicher Baustein zukunftsorientierter forschungsnaher Dienste unterstützt und fördert.” (https://dini.de/dienste-projekte/dini-zertifikat/)

Aktuell liegt die Version “DINI-Zertifikat 2022 für Open-Access-Publikationsdienste” vor, die im September 2022 veröffentlicht wurde. Die größten Anpassungen zur Vorgängerversion war die Adaption auf Publikationsdienste aus Österreich, was vor allem bei den rechtlichen Kriterien Anpassungen verlangte. Zudem erfolgte eine Umstrukturierung der Kriterien, um die Handhabbarkeit zu erleichtern und den umfangreichen Anhang zu den OAI-Schnittstellen jetzt im Text zu integrieren (siehe dazu auch “Warum wird das DINI-Zertifikat immer wieder angepasst?”). Ebenfalls in diesem Jahr wurde das Gemeinsamen Vokabular für Publikations- und Dokumenttypen überarbeitet, das bindend bei der Zertifizierung ist (siehe dazu auch den Blogbeitrag “Aktualisierung des Gemeinsamen Vokabulars veröffentlicht“).

Das DINI-Zertifikat wurde im gesamten Zeitraum insgesamt 79 mal an 67 Publikationsdienste vergeben. Von den Publikationsdiensten, die jemals ein DINI-Zertifikat erhalten haben, ist die Mehrzahl (57) auf Hochschulpublikationen spezialisiert. Unter diesen Publikationsdiensten ist DSpace am verbreitetsten, gefolgt von OPUS (s. Abbildung 3).

Software der Publikationsdienste, die ein DINI-Zertifikat erworben haben
Abbildung 3: Software der Publikationsdienste, die ein DINI-Zertifikat erworben haben

Abbildung 4 zeigt die Anzahl der ausgegebenen DINI-Zertifikate im zeitlichen Verlauf. Ein gültiges Zertifikat besitzen aktuell 41 Publikationsdienste, denn das DINI-Zertifikat verliert mit Veröffentlichung der dritten Nachfolgeversion seine Gültigkeit.

Anzahl der vergebenen DINI-Zertifikate im zeitlichen Verlauf
Abbildung 4: Anzahl der vergebenen DINI-Zertifikate im zeitlichen Verlauf

10 Publikationsdienste haben das DINI-Zertifikat mehrfach erworben; 2 sogar dreimal.

Abgleich mit Registries

Internationale Registries wie re3data, OpenDOAR und DOAJ weisen Publikationsdienste nach, machen sie auffindbar und erhöhen dadurch ihre Sichtbarkeit.

Ein Abgleich mit diesen Registries am 05. September 2022 zeigt, dass von den 17 Forschungsdatenrepositorien auf der DINI-Liste der Publikationsdienste 16 (94,1 %) in re3data nachgewiesen sind, und 158 (72.8 %) von 217 Repositorien für Hochschulpublikationen sind in OpenDOAR verzeichnet. Besonders bei Zeitschriften könnte die Sichtbarkeit durch einen Nachweis im DOAJ noch verbessert werden, sofern die Einschlusskriterien erfüllt werden, da aktuell nur 34  (30.6 %) von 111 Zeitschriften dort gelistet sind.

Fazit

  • Die Publikationsinfrastruktur in Deutschland ist ausdifferenziert und sehr gut entwickelt, was sich an der geografischen Verteilung und den Typen der Dienste zeigt. Insbesondere Repositorien für Hochschulpublikationen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Open-Access-Transformation.
  • Das DINI-Zertifikat hat seit seiner Einführung einen Beitrag zur Standardisierung der Publikationsinfrastrukturen geleistet und ist unter deutschen Publikationsinfrastrukturen recht weit verbreitet.
  • Persistente Identifier für Publikationsdienste wären hilfreich, um die Liste mit anderen Quellen, zum Beispiel Registries, besser abgleichen zu können.

Autor*innen

Dieser Beitrag wurde verfasst von Dorothea Strecker (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft) und Daniel Beucke (Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen).

Zitiervorschlag

Strecker, Dorothea und Daniel Beucke. „Publikationsinfrastruktur in Zahlen: ein Blick auf die DINI-Liste für Publikationsdienste“ Blog der DINI AGs FIS & EPUB, 2022. https://doi.org/10.57689/dini-blog.20221017


Dieser Beitrag ausgenommen Zitate und anderweitig gekennzeichnete Teile ist lizenziert unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz (CC BY 4.0).
Creative Commons Lizenzvertrag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert