Investitionen in wissenschaftsgeleitete Open-Access-Infrastrukturen sind zukunftsträchtig

Allianz-Studie bestätigt Investitionsbedarf für zukunftsfähige wissenschaftsgeleitete Open-Access-Infrastrukturen

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen verfolgt eine Open-Access-Strategie, die sowohl Transformationsverträge (wie etwa DEAL) als auch nicht-kommerzielle Infrastrukturen für das wissenschaftliche Publizieren als Elemente zur Gestaltung der Open-Access-Transformation gleichermaßen unterstützt. 

Vor diesem Hintergrund wurde erstmals eine Studie zur „Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland“ beauftragt und von der Technopolis Deutschland GmbH für die Allianz der Wissenschaftsorganisationen durchgeführt. Diese bietet einen Überblick über den Status Quo der öffentlich finanzierten, wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Dienste und -Infrastrukturen in Deutschland. Dabei werden Angebote, Nutzung, Kosten und Finanzierungsmodelle, Herausforderungen und die internationale Anschlussfähigkeit von über 200 Diensten untersucht. Darüber hinaus sind zehn Fallstudien (u. a. zu DeepGreen, SSOAR und dem Open-Access-Monitor) im Bericht enthalten und dienen zur weiteren Erläuterung.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie lauten zusammengefasst:

  1. Die Landschaft der wissenschaftsgeleiteten Open-Access-Infrastrukturen (OAInf) in Deutschland ist stark diversifiziert und dezentralisiert – u. a. ist etwa die Hälfte der untersuchten OAInfs (v. a. institutionelle Repositorien) auf die eigene Forschungseinrichtung ausgerichtet. 
  2. Das Nutzungsverhalten von Forschenden gegenüber OAInf unterscheidet sich stark je nach Wissenschaftsbereich und individueller Affinität. Insbesondere OAInf, die Preprints (wie z. B. arXiv) sowie Verbreitung und Sichtbarmachung anbieten, sind wichtig für die Forschenden. 
  3. Viele OAInfs und deren Nutzen sind bei Forschenden zu wenig bekannt.
  4. Die meisten OAInf in Deutschland werden mit schmalem Finanzierungsaufwand betrieben, wobei vor allem Personalkosten anfallen. Die typische Größenordnung von OAInf bewegt sich bei ca. zwei Vollzeitstellen. 
  5. Die Infrastrukturen werden zumeist nur von einer einzelnen Institution getragen und finanziert (überwiegend die Bibliothek der eigenen Einrichtung). Drittmittel spielen dagegen nur bei einem Drittel der OAInfs eine Rolle (vgl. Tabelle 7).
  6. Als potenziell nachhaltig, aber schwierig umzusetzen bewerten die befragten OAInfs Ko-Finanzierungsmodelle, z.B. Konsortialfinanzierungen oder Crowdfunding-Modelle.
Biela, J., Stalla, M., Hohmann, L. (2024). Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.11121906 (S. 38)

Als Reaktion auf die Studie ruft die Allianz der Wissenschaftsorganisationen im Rahmen einer Stellungnahme die deutschen Wissenschaftsorganisationen dazu auf, Investitionen in nicht-kommerzielle Angebote als strategisch bedeutsamen Beitrag zu einer zukunftsorientierten Publikationsinfrastruktur zu sehen: „Die Finanzierung der durch wissenschaftliche Einrichtungen getragenen Publikationsinfrastruktur sollte von der Forschungspolitik und den Wissenschaftseinrichtungen als strategische Investition gesehen und in den Kontext der regulären Erwerbung bzw. Informationsbeschaffung eingeordnet werden. Hierfür bildet die Etablierung von Informationsbudgets eine wichtige Voraussetzung. Aus Sicht der Allianz ist die dauerhafte Finanzierung einer institutionell getragenen Publikationsinfrastruktur für deren weitere Professionalisierung und Steigerung der Innovationsfähigkeit nötig.“

Darüber hinaus müssten die Marketingaktivitäten der OAInfs deutlich ausgebaut werden, um in der Sichtbarkeit mit kommerziellen Angeboten mithalten zu können. Der Nutzen der jeweiligen Publikationsangebote für die Wissenschaft muss dabei im Vordergrund stehen. Hierbei sind disziplinenspezifische Strategien zu wählen, da sich die Verbreitung und Anerkennung von öffentlich finanzierten vs. kommerziellen Anbietern zwischen den Disziplinen unterscheidet.

Im Rahmen des aktuellen Schwerpunkts der Allianz „Digitalität in der Wissenschaft“ werden Überlegungen angestellt, welche Konsequenzen die Ergebnisse der Studie für einzelne Organisationen haben und mit welchen Maßnahmen die Allianz diesen Sektor unterstützen sollte. 

Link zur Studie: https://zenodo.org/records/11121906

Stellungnahme der Allianz zur Studie: https://www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de/themen-stellungnahmen/stellungnahme-zur-studie-kartierung-und-beschreibung-der-open-access-dienste-in-deutschland/

Infos zur Allianz-Interessengruppe „Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Publizierens“:https://www.allianzschwerpunkt-digitalitaet.de/weiterentwicklung-des-wissenschaftlichen-publizierens/

Autor*innen

Jan Biela (Technopolis Deutschland GmbH), https://orcid.org/0009-0001-9816-4796; Lea Maria Ferguson (Helmholtz Open Science Office), https://orcid.org/0000-0002-7060-3670; Kristine Hillenkötter (SUB Göttingen); Angela Holzer (DFG), https://orcid.org/0000-0002-9009-8093; Lisa Kressin (Leibniz-Gemeinschaft), https://orcid.org/0000-0001-7421-0180; Hildegard Schäffler (BSB München), https://orcid.org/0000-0001-9382-7848; Olaf Siegert (ZBW), https://orcid.org/0000-0003-2122-0857; Maria Stalla (Technopolis Deutschland GmbH), https://orcid.org/0009-0000-6313-5517; Marco Tullney (TIB), https://orcid.org/0000-0002-5111-2788

Zitiervorschlag

Biela, Jan, Lea Maria Ferguson, Kristine Hillenkötter, Angela Cornelia Holzer, Lisa Kressin, Hildegard Schäffler, Olaf Siegert, Maria Stalla & Marco Tullney. „Investitionen in wissenschaftsgeleitete Open-Access-Infrastrukturen sind zukunftsträchtig.“ Deutsche Initiative für Netzwerkinformation, 2024. https://doi.org/10.57689/DINI-BLOG.20240923.


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